Der 24. Dezember 1959, ein Donnerstag, war angebrochen. Die Familie Köhler, bestehend aus den Großeltern Philomena und Anton Köhler, den Eltern Renate und Josef Köhler und den viereinhalb und zweieinhalb jährigen Söhnen, bereitete sich auf das Weihnachtsfest vor.
Wahrscheinlich setzten Anton und Josef am Morgen den Weihnachtsbaum in den Ständer ein, das Essen für die Feiertage wurde vorbereitet, die Geschenke wurden eingepackt und am Abend wollten alle gemeinsam die Christmette besuchen.
Gegen 16.00 Uhr, Josef war gerade dabei den Baum zu schmücken, klingelte es und zwei Männer, die sich als Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) auswiesen, standen vor der Tür und forderten Josef Köhler auf, sie zwecks einer Befragung zu ihrer Dienststelle zu begleiten.
Wir sollten ihn an diesem Weihnachtsfest nicht wieder zu Gesicht bekommen.
1959 – Das Jahrzehnt geht zu Ende
Die Existenz des Übersetzerkollektives Leipzig ist nicht durch Unterlagen belegt, aber es existiert zumindest die Postkarte eines Mitgliedes, Leo Peter Rudel, vom 27.07.1959 an das damalige Büro in der Wohnung von Josef Köhler.
Ab 01.01.1960 sollte aus dem Übersetzerkollektiv ein bezirksgeleiteter volkseigener Betrieb (VEB) für technische und wissenschaftliche Übersetzungen gegründet werden. Zu diesem Zweck wurden Räume in der Dr. – Kurt – Fischer – Str. in Leipzig angemietet und eine erste Büroausstattung wurde gekauft.
Zum Jahresende sollten die Anstellungsverträge für die Mitarbeiter ausgestellt werden.
Josef Köhler arbeitete als freiberuflicher Übersetzer und Dolmetscher, über einzelne Aufträge im Jahre 1959 ist nichts bekannt, aber die Einkommenssteuererklärung für 1959 zeigt, dass er mit dieser Arbeit auch Geld verdiente.
Im Jahre 1959 ging er auch weiterhin seiner Arbeit bei der Nationalen Front der DDR nach.
So weit waren also die Pläne für die 60er Jahre bis zum 24. Dezember 1959 gediehen.
1956 – 1959
Familiäre Veränderungen
Am 30. Juni 1956 wurde Anton Köhler von seinem Arbeitgeber Carl Walther, wegen Werkstattauflösung, gekündigt. Anton Köhler beantragte und erhielt einen Gewerbeschein und führte die Werkstatt, jetzt als Möbeltischlerei Anton Köhler, im Alter von 71 Jahren weiter.
Renate Köhler wurde wieder schwanger und im Mai 1957 wurde ich geboren.
Arbeit
Josef Köhler arbeitete seit der Beendigung seines Arbeitsverhältnisses mit der Karl-Marx-Universität Leipzig als freiberuflicher Übersetzer.
Unter Anderem arbeitete er für das Deutsche Institut für Rechtswissenschaften in Potsdam – Babelsberg und für das oberste Gericht der DDR.
Vorliegende Übersetzungen sind:
– Fragen des Wirtschaftsvertrages von S.N. Bratus und L.A. Lunz, VEB Deutscher Zentralverlag Berlin 1956
– Wesen und Bedeutung des Vertrages im sowjetischen sozialistischen Zivilrecht von R.O. Chalfina, VEB Deutscher Zentralverlag Berlin 1958
Seit 1955 lehrte er an der Volkshochschule (VHS) Leipzig, im Rahmen der Erwachsenenbildung, die russische Sprache. In den Anfangsjahren war er dort auch maßgeblich an der Erarbeitung der Unterrichtsmaterialien beteiligt.
In diesen Jahren schlossen sich auch mehrere Übersetzer in Leipzig, z.B. Ernst Hassenrück, Jonny Schneider, Josef Köhler und Andere zu einem Übersetzerkollektiv zusammen.