Bei der Sichtung der Hinterlassenschaft meines Vaters stellte ich fest, daß es für die Zeit der Kriegsgefangenschaft außer den Postkarten aus dem Lager auch Post von bereits heimgekehrten Kameraden gibt. Einer dieser Briefe, von Kurt Pochert oder Kurt Porchert, schildert meinen Großeltern die Lebensumstände ihres Sohnes.
Dresden, am 20. Jan 1948
Sehr geehrte Familie Köhler,
heute endlich erlaubt es mir mein Gesundheitszustand Ihnen viele liebe Grüße von Ihrem Sohn Sepp Köhler aus dem russ. Kriegsgefangenenlager 7190/III zu übermitteln. Ihrem Sohn geht es sehr gut. Im Lager ist er als Btl.-führer tätig und genießt bei der russ. Lagerführung und seinen Kameraden großes Ansehen. Er ist körperlich und geistig in bester Verfassung. Durch seine geistige Regsamkeit und durch Beherrschung der russ. Sprache in Wort und Schrift ist Ihr Sohn im Lager zu einer Persönlichkeit geworden. Körperlich braucht er nicht zu arbeiten. Seine Unterkunft, Bekleidung und Verpflegung ist sehr gut. Im Lager verfasst er Theaterstücke und Vorträge, die von den Kameraden sehr gerne aufgeführt werden. Ihr Sohn hofft auch bald nach Hause zu kommen. Sein Zuvertrauen und sein unerschütterlicher Glauben an eine baldige glückliche Heimkehr stärken ihn helfen ihm seine Lebenslage zu ertragen. Bitte machen Sie sich keine Sorgen, es geht Ihrem Sohn wirklich sehr gut. Ich bitte Sie mir dieses Schreiben zu bestätigen.
Ihnen wünsche ich alles Gute und eine baldige Heimkehr Ihres Sohnes.
Herzliche Grüße u. alles Gute
Kurt Pochert