Ruth Langhammer

An dieser Stelle ein unbekannter, wenn auch scheinbar wichtiger Kontakt.
Im Lagerbüchlein stehen zwei Gedichte von Ruth Langhammer und eine Ruth bzw. eine Familie Langhammer ist auch mehrfach auf Karten an meine Großeltern erwähnt. Nicht zu vergessen, unter der Adresse Leipzig W34, Pflugkstrasse 11 die er für den Aufenthalt 1941/42 in Leipzig angibt, wohnt eine Langhammer, G. / Witwe [Einwohnerverzeichnis der Stadt Leipzig 1941].
Aus „ Eindrücke“ v. Sepp Köhler
Ruth Langhammer 18.12.46 (17.I.47)
Glaube nur.
Glaube nur, es kommt ein Morgen,
Da Du aus dem Hause gehst,
Noch voll winterlichen Sorgen,
Und Dich Frühlingswind umbläst !
Glaube nur, dann grünt, was heute
Dir noch tot erscheint und kahl.
Lerchen jubilieren: Freude!
Auferstehung überall!
Glaube nur, Dein Leid wird enden,
Das Dich kältend [sic!] noch umweht,
Deine Nacht, sie wird sich wenden
Wie die Erde neu entsteht !
Glaube nur, es wird geschehen,
Daß auch Dir der Lenz erblüht!
Glaube nur, im Frühlingswehen
Klingt Dir hell Dein Lebenslied.

Eine nicht datierte Karte: Habe heute von Frau Langhammer eine Karte erhalten, wo sie mir in heller Begeisterung schreibt, daß sie von Euch ein Paket erhalten hat, sie müssen sich unheimlich gefreut haben. Und ehrlich gesagt, auch mich hat es gefreut, obwohl ich weiß dass es Euch schwer gefallen sein wird. Aber sie haben bestimmt vieles auch für mich getan. Ruth muß es nicht besonders gut gehen, aber sie ist mir auf eine gewisse Art ans Herz gewachsen, obwohl wir uns nicht besonders gut verstanden haben. Sie hat mir wieder ein Bild geschickt sie schaut sehr gut aus. Aber man muß ihnen etwas helfen. …

11.11.1946: Warum schreiben Langhammers eigentlich so selten?

10.03.1947: Die Frau Langhammer schrieb mir, daß es in Leipzig ziemlich kalt war. Hat Ruth schon mal geschrieben, ich hatte ihr einige Gedichte von mir geschickt, mit der Bitte sie an [???] weiterzuleiten. Seit 29.1. habe ich auch von ihr noch nichts gehört.

Also scheint die Familie Langhammer eine doch wichtige Rolle in dieser Zeit für meinen Vater und für meine Großeltern gespielt zu haben. Leider habe ich dort noch keinen Erfolg bei der Suche.
Abschließend noch ein Gedicht von Ruth Langhammer: 18.12.46 , 17.1.1947
Herbstlied
Bist Du schon einmal dem Herbst begegnet,
Wenn er durch einen Buchenwald ging,
Wenn er des Morgens, da noch Tau an allen Gräsern hing
Das Land gesegnet?
Und sahst Du, wie von jedem Baum und Strauch
Durch seinen Feueratem überhaucht
In Purpur und in eitel Gold getaucht
Das Laub gesegnet?
Die Luft ist still und klar und Sonnenlicht
Fließt nieder von azurnem Firmament.
Die Eberesche und der Rotdorn brennt!
Das Leben triumphiert eh es verlischt.

Kindheit und Jugend

Geschichten, Geschichte und Erinnerungen

Im Folgenden werde ich die Geschichte meines Vaters, aus Familiengeschichten, Dokumenten und Erinnerungen, rekonstruieren.

Josef Köhler wurde am 18.03.1923 als Sohn des Tischlermeisters Anton Köhler und der Schneiderin Philomena Köhler in Fleyh (CSR) geboren. Das ist definitiv klar, Geburtsurkunden, Grundbesitzurkunden, der Meisterbief meines Großvaters und andere Dokumente sind in meinem Besitz.

Aber lassen wir ihn selber sprechen: Zitat aus seinem Lebenslauf vom 05.04.1950

Vom 1.9.34 bis 2.2.1939 befand ich mich im bischöflichen Knabenseminar in Mariaschein, Krs.-Teplitz-Schönau, wo ich das angegliederte Jesuitengymnasium besuchte. Im Februar 1939 wurde dieses Internat, durch die Besetzung des sogenannten Sudetenlandes, aufgelassen und die Schüler wurden an öffentliche Lehranstalten überwiesen .

Vom Februar 1939 bis Februar 1941 besuchte ich das Gymnasium in Brüx und anschließend bis Juni 1941 das Gymnasium in Dux.

Zum Besuch des Knabenseminars gibt es viele Familiengeschichten. Meine Großmutter hatte ihren ersten Sohn für den Priesterstand vorgesehen.  Streitigkeiten der Familien meiner Großeltern, der Wunsch meiner Großmutter selbst Nonne zu werden und Ähnliches gehören in die Kategorie Geschichten.

Weiter sagt er:

Von 1.6.39 bis August 1940 war ich Mitglied der H.J., ich war Angehöriger der H.J. Banntheatergruppe und wurde im August 1940 aus der H.J. Entlassen, da ich zu tschechischen Freunden, mit denen ich das gemeinsam das Internat in Mariaschein besucht hatte, enge Verbindung und Freundschaft hielt. Diese Maßregelung und Entlassung aus der H.J. Führte dazu, daß ich meine Gymnasialausbildung nicht abschließen konnte und am 23.3. 1942 zur Wehrmacht eingezogen wurde.

Hier mache ich einen Absatz und zitiere aus einem anderen Lebenslauf aus den 70er Jahren:

Nach der Musterung 1941 erhielten wir das Kriegsabitur, wonach ich im Herbst 1941 in Leipzig an der Berlitz-scool einen Englischintensivlehrgang belegte, der im Februar 1942 abgeschlossen war.

Die  Familiengeschichte geht eigentlich so, dass mein Vater  1953 aus der russischen Kriegsgefangenschaft kam  und zufällig in Leipzig landete.

 

Es gibt also schon im Zeitraum 1923 – 1942 Differenzen zwischen der Familiengeschichte und den Dokumenten.
Im den nächsten Artikeln werde ich die Zeit von 1942 bis 1953 schildern.

Soldat, Kriegsgefangener und Neuanfang