Namen und Widmungen – F. Kröger

Eine Ergänzung zu einem älteren Artikel
Herr Friedhelm Kröger aus Minden schrieb mir gestern:

Lieber Herr Köhler!
Unter den „Älteren Artikeln“ stieß ich auf einen Namen:
Willi Engelheinz (muß aber heissen: Emmelheinz !!) Adressenangabe stimmt.
Willi E. war Lagerkommandant, kümmerte sich um uns Bochumer Landsleute (Wattenscheid war ein Ortsteil von Bochum, wo ich auch wohnte). Seine Frau mit zwei Kindern hatte Kontakt mit meinen Eltern. Ich war 1949 im Stein-bruchlager, als ich Ende August zur Entlassung ins Hauptlager zurückkehrte, war er nicht mehr da, Entlassung?
Wenn es über ihn weitere Eintragungen in Ihrem Lagerbüchlein gibt,würden mich die interessieren, vor allem seine Herkunft!!??
Von den Theateraufführungen habe ich nichts mitbekommen, weil ich seit Sept.44 erst in verschiedenen Lagern war:
Lager 160 Taliza, dazu gehörte eine Antifaschule(!!) – Waldlager – Torflager – Kgf. Lazarett Kamischkowo.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Forschungsarbeit und werde auch
bei meinen Kameraden vorfühlen!
Herzliche Grüße!
Friedhelm Kröger

Es gibt leider keine ausführlicheren Eintragungen, nur die Widmung:

Lieber Sepp!
Wenn sich in Deinem Leben, der graue Alltag oft gezeigt, so wünsch ich Dir lieber Sepp, daß das Glück auf Deinem weiteren Lebensweg, zu Dir neigt.
In freundlicher Erinnerung
Willi Emmelheinz
Wattenscheid i/Westf.
Eppendorfer Str. 12

1960 1. Halbjahr

Eine meiner ersten Erinnerungen ist, dass beim täglich bei meiner Großmutter, Philomena Köhler,  stattfindenden Abendgebet um die Rückkehr unseres Vaters gebetet wurde. Als Jugendlicher fragte ich meinen Vater danach, da ich ja wusste, dass es sich nicht um die Kriegsgefangenschaft, die mir damals bekannt war, handeln konnte. So erfuhr ich erstmalig von der Inhaftierung 1959.
Am 10. Mai 1960 wurde Josef Köhler aus der Haft entlassen und mit Schreiben des Staatsanwaltes des Bezirkes Leipzig, vom 13. Juni 1960, wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt.
Es begann also wieder ein neuer Abschnitt, denn wie im vorigen Beitrag beschrieben, war die Fortsetzung des Betriebsaufbaues nicht mehr möglich.
Für den  inzwischen bestehenden Betrieb wurde Josef Köhler Hausverbot erteilt.

1959 – 1960 Jahreswechsel und Vorschau

Zum Jahreswechsel war Josef Köhler noch inhaftiert. Inzwischen waren auch die Gründe für die Verhaftung bekannt geworden, sie erstreckten sich über den Besitz und Vertrieb von Schriften und Abbildungen mit pornographischem Inhalt bis hin zu subversiver Tätigkeit. Also eine Sammlung von Beschuldigungen, die es ermöglichte ihn in Haft zu behalten, bis etwas Zutreffendes gefunden wurde.

Renate Köhler sollte eigentlich mit den zwei Söhnen zu Hause bleiben, aber durch den Ausfall des Hauptverdieners, sah sie sich gezwungen im Januar eine Stelle als Kindergärtnerin anzunehmen. Beide Söhne konnte sie in den Kindergarten mitnehmen.

Aus dem Übersetzerkollektiv Leipzig wurde nicht der geplante bezirksgeleitete Betrieb, in die bereits angemieteten Räume in der Dr.–Kurt–Fischer-Strasse 52 (heute Pfaffendorfer Strasse) zog die Leipziger Zweigstelle des „Globus–Übersetzungs- und Zeitungs-ausschnittdienst Berlin“ ein. Für die vorhandenen Möbel wurde eine Entschädigung von 900,- Mark durch den damaligen Leiter dieses Betriebes, Egon Schlesinger gezahlt.

Aus dem „Globus–Übersetzungs- und Zeitungsausschnittdienst Berlin“ wurde später der „Intertext-Fremdsprachendienst der Deutschen Demokratischen Republik“, der den Sitz der Leipziger Aussenstelle noch lange in diesen Räumen hatte.

Es sollte noch weit über den Jahreswechsel hinaus dauern, bis Josef Köhler wieder nach Hause kam.