also Zeit für einen Rückblick auf das vergangene Jahr. Auch die Gelegenheit allen Dank zu sagen, die in diesem Jahr mein Projekt unterstützt haben und Sie um die Bereitschaft zur weiteren Zusammenarbeit zu bitten. Natürlich ist es auch die Zeit für einen Vorausblick auf das neue Jahr.
In den letzten Artikeln habe ich mich ja bereits dahingehend geäußert, dass ich das Blog nur noch sporadisch führen werde. Die Gründe sind vielfältig, zum Einen ist es eine reine Zeitfrage, die Aufarbeitung der Akten hat Vorrang. Weiterhin ist es auch nicht so einfach, hier im Blog, den Lebensweg in den 70er und 80er Jahren weiterzuführen und gleichzeitig in den Akten der Jahre 1945 bis 1959 zu forschen. Ich werde mich aber bemühen, einige neue Beiträge zu veröffentlichen. Der dritte Grund ist, dass die Ergebnisse der ernsthaften Forschungsarbeit stets mehrfach geprüft werden müssen, meist müssen weitere Akten gesucht werden, es ist der Schutz der Persönlichkeitsrechte zu beachten, Interviews mit Zeitzeugen sind zu führen und schließlich muss ich mich entscheiden, welche Ergebnisse ich hier veröffentliche und welche Ergebnisse dem Buch vorbehalten bleiben.
Das Buch wird, wie geplant, im März 2013 fertig werden. Es gab eine Zeit, da glaubte ich es ginge schneller. Aber nun merke ich immer wieder, dass die Zielstellung realistisch war.
Nur soviel schon im Voraus, die Biographie ist ganz anders als es die hier beschriebenen Ereignisse, die aber alle wirklich stattgefunden haben, vermuten lassen.
Jetzt aber möchte ich meinen Lesern, Helfern, Unterstützern, Mutmachern und allen anderen, die in der einen oder anderen Weise an diesem Projekt beteiligt sind, danken.
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2011.
Thomas Köhler
Der Mann ohne Gesicht
Im Rahmen meiner Recherchen habe ich vieles erlebt, aber die folgende Suche stellt alles in den Schatten. Ich habe eine wichtige Person, für diese eine Menge Daten, Zeitzeugen die sich an ihn erinnern, Erwähnungen in der Literatur zu ihm und jede Menge Details, die ich natürlich hier nicht alle veröffentlichen werde. Aber der Mann bleibt für mich ein Rätsel, zumal auch die Zeitzeugen ihn nicht genauer beschreiben können. Ein Bild von ihm existiert auch nicht. Also starte ich hier einen Aufruf, vielleicht erfahre ich ja noch mehr.
Es gibt keine Verletzung der Persönlichkeitsrechte, denn er ist bereits 1959 verstorben.
Dieser Mann hieß Wolfgang Höher.
Geboren wurde er am 15.02.1914 in Magdeburg, gestorben ist er im September 1959 in Leipzig.
Soweit bekannt hat er Jura studiert, das kann aber nicht belegt werden.
Von 1933 bis 1945 war er Mitglied der NSDAP, von 1935 bis 1939 war er bei der Polizei, zuerst in Berlin, besuchte dann mehrere Polizeischulen und wurde Offizier. Ab 1939 war er bei der Feldgendarmerie u.a. in Biesles / Frankreich wo er das EK I erhielt, voraussichtlich war er bei der Bekämpfung der Resistance eingesetzt. Sein letzter Dienstgrad war Major.
Wo und wie er am 10.05.1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet ist nicht bekannt, aber er war bis zum 03.06.1949 Kriegsgefangener.
Angeblich hat er in der Gefangenschaft mindestens eine Antifa-Schule besucht.
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft geht er nach Westberlin, wird Mitarbeiter beim „Amt Blank“ und später in der „Organisation Gehlen“.
1953 wird er von, je nach Literatur, Mitarbeitern des MfS entführt und kommt in sowjetische Haft. Nach Critchfield ist er schon seit Längerem Doppelagent und geht freiwillig in die DDR, eventuell aus Furcht vor seiner Enttarnung. In der Haft schreibt er ein Buch über die „Organisation Gehlen“ (Vorläufer des BND) „Agent 2996 enthüllt“, wird aus der Haft entlassen und arbeitet fortan für den KGB, später für das MfS.
Wolfgang Höher war seit 1939 verheiratet und hatte mindestens zwei Kinder, die Ehe wurde geschieden.
1958/59, bis zu seinem Tode, arbeitet er mit Josef Köhler gemeinsam im Übersetzerkollektiv Leipzig.
Das sind die Daten, die ich habe. Ich habe bei den Archiven in Deutschland angefragt – negativ.
Ich habe beim Archiv des BND und der CIA angefragt – negativ.
Jetzt frage ich meine Leser. Vielleicht kann ja der Eine oder Andere interessierte Leser meines Blogs etwas zur Person beitragen.
Es wäre äußerst hilfreich.
Ski fahren
Wenn ich heute aus dem Fenster sehe und Leipzig im Schnee „versinkt“, fällt mir ein, dass ich zwar schon über Ungarn und den Zeltplatz geschrieben habe, aber noch nicht über den Wintersport.
Mein Vater ist ja im Erzgebirge, sozusagen mit den Ski an den Füßen, zur Welt gekommen und war ein exzellenter Skifahrer. Das bedeutet, dass auch mein Bruder und ich bereits im Alter von 5 bis 6 Jahren die ersten Ski bekamen und in Leipzig, auf den Hügeln im Rosental, die ersten Versuche machen.
1967 wurde es ernst. Wir fuhren zum ersten Mal nach Klingenthal, welches damals noch schneesicher war, zum Wintersport. Unsere Unterkunft war das „Hotel zur Post“, bewirtschaftet von Familie Seim. Nach heutigem Standard eine Frühstückspension. Jeden Tag ging es nach dem Frühstück zum Skihang, Vater sparte sich eine Skischule für uns und unterrichtete uns selbst. Das klappte nicht wirklich gut, mein Bruder und ich hatten keine Lust und unserer Mutter machte es auch keinen Spaß. Besonders belastend war es, wenn wir morgens nach Mühlleiten mit dem Bus fuhren, dort am Hang übten und im Anschluss über den Aschberg, an der Vogtlandschanze vorbei nach Klingenthal zurück fuhren. Der eigentliche Grund für unsere Probleme lag darin, dass unser Vater der Meinung war, dass die Länge der Ski etwa der Körpergröße plus 25 % betragen musste. Plastiklaufsohlen waren verpönt und die hohe Kunst des Wachsens der Ski beherrschte unser Vater zwar in der Theorie, aber mit der Praxis gab es Probleme. So kam es also, dass wir mitunter 30 cm dicke Schneeklumpen unter den Ski hatten. Aber trotzdem waren die Urlaube schön, im Hotel waren immer dieselben Familien, wir hatten dort Freunde, mit denen wir jahrelang zusammen waren und uns später auch außerhalb der Winterferien trafen.
So fuhren Petra Pilz und ich 1972 zusammen in die Sommerferien, Wolfgang Weiß fuhr 1973 mit meinem Bruder und mir nach Ungarn und Jürgen Friebel wohnte, während seines Medizinstudiums, zeitweilig bei uns.
1972 waren Klingenthal und Mühlleiten nicht mehr schneesicher und wir fuhren ab diesem Jahr nach Kliny, das ehemalige Göhren, einen Nachbarort von Fleyh (Flaje), dem Geburtsort unseres Vaters. Inzwischen waren meine Probleme mit dem Skifahren schon Geschichte, es war inzwischen eine Sportart die ich liebte und bis zu meinem schweren Skiunfall 1980 auch jedes Jahr ausübte. Die Familie Pilz fuhr mit uns gemeinsam auch noch nach Kliny, aber 1974 oder 1975 riss der Kontakt ab.
Meine Eltern fuhren noch bis 1980 in den Wintersport, gaben diesen dann aber aus Gesundheitsgründen auf.