Weggefährten – Horst Dreßler

In der nächsten Zeit werde ich einige der engeren Weggefährten von Josef A. Köhler vorstellen. Zu den vorgestellten Personen habe ich noch keine ausreichenden Informationen.
Sollte also einer der Leser über weitere Informationen oder Quellen verfügen, wäre ich über eine Kontaktaufnahme sehr erfreut.
Über Horst Dressler habe ich, obwohl er mir bereits seit meiner frühesten Kindheit bekannt war, nicht viele Informationen. Er war ein enger Freund der Familie und unser Hausarzt.
Dr. med. Horst Dreßler wurde am 16.01.1934 in Hildesheim geboren und studierte in den 50er Jahren Medizin an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Seine Promotion an der Karl-Marx-Universität lässt sich auf 1963 datieren. Von welchem Zeitpunkt an er mit Josef A. Köhler bekannt war, ist nicht bekannt. Fest steht, dass ihn eine enge Freundschaft mit der Familie Köhler verband, die auch nach seiner Republikflucht 1973 weiter bestand.

HORST DRESSLER war freiberuflich für uns tätig, aber nicht mit Übersetzungen. Er war aus der Bundesrepublik ( soweit ich mich erinnere, aus Hildesheim ) nach Leipzig gekommen und studierte derzeit Medizin an der Karl-Marx-Universität. Er hat meines Wissens ausländische Studierende zur Mitarbeit am Übersetzerkollektiv geworben, da er sich im studentischen Milieu bewegte. Er ging als Freund der Familie im Hause Köhler ein und aus.[1]

Auch wenn er nicht als Übersetzer tätig war, so arbeitete er auf jeden Fall als Fachberater von Josef Köhler bei Übersetzungen im medizinischen Bereich. [2] [3] Bekannt ist auch, dass er für Germed (Pharmazie) häufig im Ausland war, Ägypten und andere nordafrikanische Staaten fanden Erwähnung.
Horst Dressler verließ 1973 illegal die DDR und ließ sich in Cuxhaven, als Facharzt für Urologie, nieder. Er starb am 02. April 1995. Soweit mir bekannt ist, gibt es Angehörige in Leipzig, Hildesheim und Berlin.
 


[1] A.P. an Thomas Köhler, 26.10.2010 Übersetzerkollektiv eMail
[2] B.A. Lapin; L.A. Jakovleva Vergleichende Pathologie der Affen. VEB Gustav Fischer Verlag Jena
[3] Andrej Dyban Grundriss der pathologischen Embryologie des Menschen. VEB Gustav Fischer Verlag Jena,

Zeitzeugen VI


Wie bereits festgestellt, hatte Josef Köhler kein Abitur, oder er konnte das Kriegsabitur (Notabitur) nicht nachweisen. Dies führte dazu, dass er vor Beginn eines Studiums das Abitur nachholen, oder wie damals möglich, eine Begabtenprüfung ablegen musste.
Josef Köhler stellte sich im Juli 1950, an der Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) der Karl-Marx-Universität Leipzig (KMU), den schriftlichen und mündlichen Prüfungen und erreichte die Gesamtnote „Befriedigend“. Mit Schreiben der Arbeiter und Bauern Fakultät (ABF) vom 07.07.1950 wurde er zum Studium an der Karl-Marx-Universität Leipzig, Fakultät Slawistik, zum Studium zugelassen und wurde für das Herbstsemester 1950 immatrikuliert. Nach den Unterlagen und späteren Aussagen von Josef Köhler, studierte er die russische Sprache, Elsbeth Krüger, seine Lebensgefährtin, behauptet 1964 jedoch, dass er Russisch und Chinesisch lernte. 1988 bestätigte Josef Köhler dies indirekt.

Vom September 1950 bis Oktober 1951 war ich an der Universität Leipzig für Slawistik und Sinologie ordentlich immatrikuliert und bin auch meiner Studienpflicht nachgekommen.

In verschiedenen Dokumenten die Rede von gesellschaftlicher Arbeit. Dazu muss bemerkt werden, dass Josef Köhler im Herbst 1949, nach Ablauf der Kandidatenzeit, Mitglied der SED geworden ist. Der genaue Termin ist mir nicht bekannt, er erhielt aber das Mitgliedsdokument Nr. IV/2055941 und war während des Studiums Mitglied der Parteiorganisation Uni, Phil.I. Nach einigen Dokumenten arbeitete er auch in der SED-Stadtbezirksleitung (Leipzig) 81/82 aktiv mit. Hier ist die Rede von einem Genossen Montag, der später beim Zentralkomitee der SED arbeitete und von einem Gen. Heinz Kucharski, der später abgesetzt wurde weil sein Bruder beim RIAS arbeitete.
Am 12. April 1951 wurde vom Rat der Stadt Leipzig, Ermittlungs- und Vollzugsamt, ein Ermittlungsverfahren gegen Josef Köhler eingeleitet. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass der Auftrag korrigiert wurde, ursprünglich war der Familienname Keller eingetragen. Zufall kann dies nicht sein, ergibt sich aber logisch wenn man die russische Schreibweise des Namens „Келер“ [Keler] zur Grundlage nimmt. Daraus folgt voraussichtlich eine Auftragserteilung von Seiten der sowjetischen Organe.
Am 07.06.1951wurde Josef Köhler von der Abt. VIII des MfS in Berlin (Tieckstrasse), auf offener Straße verhaftet und den sowjetischen Behörden übergeben.
Das in diesem Artikel eingefügte Bild zeigt Josef Köhler in dieser Zeit mit Kollegen oder Freunden, die ich noch nicht identifizieren konnte.
Von großem Interesse wären für mich Informationen zu den im Artikel genannten Personen wie Gen. Montag, Heinz Kucharski, Elsbeth Krüger und zu der Fakultät Slawistik und Sinologie, dort besonders zu Prof. Olesch. Ebenso natürlich sind Informationen zu den genannten Geschehnissen für mich von großem Interesse. Es wäre auch wichtig zu erfahren, ob am 07.06.1951 mehrere Personen unter den gleichen Umständen verhaftet wurden.

1969 – XX Jahre DDR

Im Jahre 1969, am 7. Oktober, wurde mit viel Aufwand der 20. Jahrestag der Staatsgründung gefeiert. Erstaunlicherweise wurde auch mein Vater in die Reihen der Ausgezeichneten aufgenommen. Abgesehen von kleineren Prämien und Dankschreiben erhielt er: die Ehrennadel des Ministeriums für Volksbildung für seine Arbeit an der Volkshochschule Leipzig.

Bereits im Frühjahr 1969 wurde die ständige Arbeitsgruppe Elektrotechnik-Elektronik-Automatisierung der Dolmetscher und Übersetzer Leipzig vom Solidaritätskomitee der DDR gewürdigt und auch Auftraggeber wie das Institut für Wasserwirtschaft beim Ministerrat der DDR schlossen sich an.

10 Jahre nach der Verhaftung durch das MfS war scheinbar Ruhe in sein Arbeitsleben und sein privates Leben eingezogen.

Die Auftragslage war gut, Lehraufträge an der Volkshochschule Leipzig und der Karl-Marx-Universität Leipzig bestanden weiterhin, die Arbeit in der Vereinigung der Sprachmittler (VdS) lief auf vollen Touren und familiär gab es auch keine großen Probleme.

Im Nachhinein betrachtet, zeichneten sich aber schon in dieser Zeit die nächsten Konflikte mit Kollegen ab, unter anderem mit denen, die bereitwillig 1959 gegen ihn ausgesagt hatten.