Zeitzeugensuche 1

An dieser Stelle beginne ich mit der Suche nach Zeitzeugen für die Jahre bis 1960.

Unklar ist noch der Zeitraum ab 1939, als das bischöfliche Knabenseminar in Mariaschein geschlossen wurde. Josef Köhler schrieb in verschiedenen Lebensläufen der späteren Zeit, dass er die Gymnasien in Dux und Brüx besuchte. Leider sind keine Schulunterlagen mehr vorhanden, aber es gibt ein Bild welches diesem Zeitraum zugeordnet werden kann.
Weiterhin wurde von einer Mitgliedschaft in der Hitlerjugend (HJ) geschrieben und von der Arbeit in der „Banntheatergruppe“. Auch hierzu gibt es keine Unterlagen, aber ein Foto zeigt Josef Köhler als Mitglied eines Orchesters. Ausserdem taucht im Zusammenhang mit, der von ihm behaupteten, unehrenhaften Entlassung aus der HJ der Name Josef Slabyhoudek aus Oberleutensdorf auf.

Im Jahre 1941 ging Josef Köhler nach Leipzig um sich an der Berlitz-School zum Dolmetscher ausbilden zu lassen. Auch hier sind keine Unterlagen mehr vorhanden. Als einziger Anhaltspunkt kann hier seine Meldeadresse aus dieser Zeit betrachtet werden. Er wohnte laut Meldekartei in der Pflugkstrasse 11, bei der Witwe Langhammer. Mit deren Tochter Ruth hatte er später auch noch Briefkontakt.

In dieser Zeit hat er nach seinen Angaben im „Privatinstitut Breitfeld“ als Nachhilfelehrer für Latein und Altgriechisch gearbeitet und Vorlesungen am Institut für Journalistik der Universität Leipzig besucht. Auch dazu sind keine Unterlagen vorhanden.
Für neue Informationen zu diesem Zeitraum wäre ich sehr dankbar.

Fleyh – Heimat meines Vaters 2

Die Familie meines Vaters

Mein Vater wurde als Sohn von Anton und Philomena Köhler geboren. Anton (geb. 23.Januar 1885) war der Sohn von Josef Köhler und Emilia geb. Zeidler, deren Vater Josef Zeidler hieß. Philomena (geb. 8.Juli 1888) war die Tochter des Josef Seifert (geb. 6.März.1857) und der Veronika geb. Preißler (geb. 5.Februar.53), diese war die Tochter des Ferdinand Preißler. Die Familie Seifert führte den Beinamen „Vogelsteller“. Der Geschichte zufolge, die mir, als ich noch ein Kind war, meine Großmutter Philomena erzählte, war in grauer Vorzeit ein Vogelsteller aus dem Italienischen übers Gebirge gekommen und hatte sich in Fleyh niedergelassen. Nachdem er in die Familie eingeheiratet hatte, führten die Seiferts diesen Beinamen.
Anton und Philomena heirateten am 9. November 1913 in Fleyh. Um die Eheschließung meiner Großeltern gibt es eine Geschichte, die, so erzählte es mein Vater, dazu führte, dass Anton sich von seiner Familie los sagte. Leider ist mir diese Geschichte nicht näher bekannt.

Anton hatte in der Tischlerei Rudolf Reichenberger am 5.10.1899 seine Lehre als Tischlergehilfe beendet und bekam seinen Gesellenbrief als Tischler am 30. August 1920. Ein Meisterbrief liegt mir nicht vor, aber in amtlichen Dokumenten wird Anton als Tischlermeister bezeichnet. Philomena lernte schneidern, ob sie einen Lehrabschluß hatte ist mir nicht bekannt.

Am 1. Dezember 1913 kaufte das frisch vermählte Paar das Haus Nr. 85 in Fleyh, in dem sie auch bis zur Aussiedelung wohnten. 1922 kauften meine Großeltern einige Parzellen Wiesen, Ackerland und Wald. Ein Jahr später kam noch das Wohnhaus 40 in Fleyh mit Ackerland und Wiese dazu.

Aus den Erzählungen meiner Großeltern und meines Vaters läßt sich schließen, daß die beiden nicht wohlhabend waren, von der Tischlerei und Schneiderei ließ es sich allein nicht leben. Sie betrieben also zusätzlich Landwirtschaft, es soll ein paar Kühe, Schweine und Hühner und natürlich Kaninchen gegeben haben. Das weiß ich genau, da mein Vater es ablehnte Kaninchen zu essen, mit der Begründung, er habe als Kind mit diesen gespielt und schon damals Kaninchenbraten verweigert, was ihm stets Ärger mit seinem Vater einbrachte.
Anton besaß auch ein eigenes Pferdefuhrwerk, mit dem er die angefertigten Möbel ausfuhr. Es wurde aber auch für die Landwirtschaft genutzt.

Meine Großmutter erzählte mir auch stets von der schweren Arbeit der Butterweiber, die sie als junge Frau ausgeübt hatte.
Dazu eine Beschreibung von Rudolf Schneider aus „Chronographie der Ortschaft Fleyh“.

Die über den Eigenbedarf hinausgehenden Mengen von Quark und Butter wurden von einigen Frauen im Ort eingesammelt. Am Mittwoch und Donnerstag trugen sie die Ware in die Stadt und verkauften sie dort. Die eine Gruppe ging am Mittwoch nach Oberleutensdorf, die andere Gruppe ging am Donnerstag nach Osseg und Dux. Früh um drei Uhr brachen sie auf, damit sie zeitig am Ziel waren, denn später wäre die Butter weich geworden. Im Sommer gingen sie noch früher. Es schlossen sich immer Gruppen von 10 bis 12 Frauen zusammen.
Die, welche nach Oberleutensdorf gingen, sammelten sich auf dem Rückweg in Schönbach beim Braune. Dort wurde etwas gegessen und getrunken und dann ging es wieder übern Berg nach Hause. Das war immer ein Weg von ca. 3 Stunden.