In der letzten Zeit wurde ich mehrfach gefragt, ob ich Schluss gemacht habe und die Artikel vom 18. März das Ende der Geschichte sind.
Natürlich ist dies nicht der Fall, aber die Untersuchungen gehen eben schleppend voran. Das liegt zum Einen daran, dass ich ja auch Geld verdienen muss. Ich arbeite also in Vollzeit. Zum Zweiten ergeben sich ständig neue Probleme bei der Einordnung verschiedener Begebenheiten.
Ich möchte diesen Artikel also nutzen um den geneigten Lesern meines Blogs einige Fragen zu stellen, die noch klärungsbedürftig sind. Da ich weiß, dass sich auch einige mit eigenen Forschungsprojekten beschäftigte unter diesen befinden ergeben sich vielleicht neue Erkenntnisse.
Gehen wir also zurück ins Jahr 1940.
Im Juni 1940 nahm der Feldgendarmerietrupp (mot.) 17, im Bestand der 17. Infanterie Division, an den Kämpfen der „Bataille de Bourmont“ teil. Unter anderem wurde in den Wäldern um Biesles gekämpft. Wahrscheinlich kämpften dort auch Soldaten des 14e Regiment der Tirailleurs Senegaloises (auch Tirailleurs Senegalais-Senegalschützen genannt). Hat jemand weitere Erkenntnisse dazu?
Im Jahre 1953 spielt ein Horst Kirves eine Rolle. Kirves war eventuell bei der „Verwaltung des sowjetischen Vermögens in Deutschland“ (USIG oder USGAO ), es wird von einer Tätigkeit als Direktor gesprochen, beschäftigt. Kennt jemand diesen Mann oder beschäftigt sich jemand mit diesem Teil der SMAD?
Soweit einige Fragen für heute. Ich werde neue bestätigte Erkenntnisse natürlich weiter hier veröffentlichen.
Neues Forschungsprojekt
Wie ich im Artikel Zwischenbemerkungen schrieb, habe ich bereits mit einem Forschungsprojekt, „Zusammenarbeit mit KGB und MfS am Einzelfallbeispiel Josef A. Köhler„, begonnen. Nun arbeite ich immer noch an den Ereignissen in den 50er Jahren und ich musste feststellen, dass der zeitgeschichtliche Aspekt meiner Arbeit immer mehr das ursprüngliche Ziel der Biographie verdrängt.
Somit habe ich ein neues Forschungsprojekt begonnen, welches aber ursächlich mit der bisherigen Arbeit zusammenhängt und für das Verständnis des Geschehens wichtig ist.
Dieses Projekt hat den Arbeitstitel „Dolmetscher und Übersetzer, sowie ihre Berufsverbände und Betriebe, als Quelle und Ziel für nachrichtendienstliche Tätigkeit„. Als Exempel wird hier die Gründung des „Übersetzerkollektivs Leipzig“, dessen Übergang zum „VEB Büro für technisch-wissenschaftliche Übersetzungen“ (TEWI), dessen spätere Übernahme durch den „VEB Globus, Zeitungsausschnitt- und Übersetzungsdienst Berlin“ und die daraus später erfolgte Gründung des, SED eigenen, „VEB INTERTEXT“ behandelt. Ebenso wird die Vereinigung der Sprachmittler der DDR (VdS), zuerst als Sektion des Verbandes der Journalisten der DDR (VdJ), später als selbständiger Verband, behandelt.
Ein kleiner Ausschnitt aus der Begründung des Projektes:
In der Geschichte hatte dieser Berufsstand schon immer für Spionage und Abwehr große Bedeutung. Jedes diplomatische Schriftstück zwischen verschiedensprachigen Staaten wird von ihnen übersetzt, jede Unterhaltung von Staatsmännern, Diplomaten, Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft von ihnen gedolmetscht. Ein Dolmetscher oder Übersetzer ist also ein potentieller Geheimnisträger. Außerdem entsteht gerade unter Staatsmännern und ihren persönlichen Dolmetschern oft ein enges Vertrauensverhältnis, wie zwischen Walter Ulbricht und Werner Eberlein, der im Anschluß an diese Tätigkeit einen steilen Aufstieg in der Parteihierarchie hatte. Auch Fremdsprachenkenntnisse von Politikern und Führungskräften führen nicht zum Wegfall dieses Berufsstandes. Feinheiten und Doppeldeutigkeiten der Fremdsprache werden vom Dolmetscher besser beherrscht und er wirkt zudem als „Filter“ im Gespräch. Eventuelle Missverständnisse werden so dem Dolmetscher angelastet, dadurch werden mitunter sogar diplomatische Krisen verhindert. Deutlich ist dies gerade in den 50er und 60er Jahren in der DDR zu sehen, wo große Teile der Regierung aus Emigranten, wie Pieck, Ulbricht usw., bestanden. Diese sprachen durch den langjährigen Aufenthalt in der Sowjetunion teilweise ein sehr gutes Russisch, bedienten sich jedoch aus den oben genannten Gründen bei offiziellen Gesprächen stets eines Dolmetschers.
So ist es also nicht verwunderlich, dass Dolmetscher und Übersetzer von den Geheimdiensten angeworben wurden, auf der anderen Seite aber stets verstärkt überwacht wurden. Hier spielte Leipzig als Universitäts- und Messestadt, in dem hier behandelten Zeitraum, eine wichtige Rolle. Die nachfolgende Beschreibung der Gründung eines Übersetzungsbetriebes ist dafür als exemplarisch zu werten.
Natürlich wird auch in diesem Projekt die Person von Josef Köhler an einer zentralen Stelle der Forschungsarbeit stehen, aber auch Wolfgang Höher und andere bereits behandelte Personen werden eine große Rolle spielen.
Der Mann ohne Gesicht
Im Rahmen meiner Recherchen habe ich vieles erlebt, aber die folgende Suche stellt alles in den Schatten. Ich habe eine wichtige Person, für diese eine Menge Daten, Zeitzeugen die sich an ihn erinnern, Erwähnungen in der Literatur zu ihm und jede Menge Details, die ich natürlich hier nicht alle veröffentlichen werde. Aber der Mann bleibt für mich ein Rätsel, zumal auch die Zeitzeugen ihn nicht genauer beschreiben können. Ein Bild von ihm existiert auch nicht. Also starte ich hier einen Aufruf, vielleicht erfahre ich ja noch mehr.
Es gibt keine Verletzung der Persönlichkeitsrechte, denn er ist bereits 1959 verstorben.
Dieser Mann hieß Wolfgang Höher.
Geboren wurde er am 15.02.1914 in Magdeburg, gestorben ist er im September 1959 in Leipzig.
Soweit bekannt hat er Jura studiert, das kann aber nicht belegt werden.
Von 1933 bis 1945 war er Mitglied der NSDAP, von 1935 bis 1939 war er bei der Polizei, zuerst in Berlin, besuchte dann mehrere Polizeischulen und wurde Offizier. Ab 1939 war er bei der Feldgendarmerie u.a. in Biesles / Frankreich wo er das EK I erhielt, voraussichtlich war er bei der Bekämpfung der Resistance eingesetzt. Sein letzter Dienstgrad war Major.
Wo und wie er am 10.05.1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet ist nicht bekannt, aber er war bis zum 03.06.1949 Kriegsgefangener.
Angeblich hat er in der Gefangenschaft mindestens eine Antifa-Schule besucht.
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft geht er nach Westberlin, wird Mitarbeiter beim „Amt Blank“ und später in der „Organisation Gehlen“.
1953 wird er von, je nach Literatur, Mitarbeitern des MfS entführt und kommt in sowjetische Haft. Nach Critchfield ist er schon seit Längerem Doppelagent und geht freiwillig in die DDR, eventuell aus Furcht vor seiner Enttarnung. In der Haft schreibt er ein Buch über die „Organisation Gehlen“ (Vorläufer des BND) „Agent 2996 enthüllt“, wird aus der Haft entlassen und arbeitet fortan für den KGB, später für das MfS.
Wolfgang Höher war seit 1939 verheiratet und hatte mindestens zwei Kinder, die Ehe wurde geschieden.
1958/59, bis zu seinem Tode, arbeitet er mit Josef Köhler gemeinsam im Übersetzerkollektiv Leipzig.
Das sind die Daten, die ich habe. Ich habe bei den Archiven in Deutschland angefragt – negativ.
Ich habe beim Archiv des BND und der CIA angefragt – negativ.
Jetzt frage ich meine Leser. Vielleicht kann ja der Eine oder Andere interessierte Leser meines Blogs etwas zur Person beitragen.
Es wäre äußerst hilfreich.