Ergänzung

Danke für die Anfragen, die mich im Zusammenhang mit den Artikeln vom 24.12.2009 und 31.12.2009 erreichten. Hier die Indizien, die für meine These von der politisch motivierten Verhaftung sprechen.
Das Ermittlungsverfahren, durchgeführt von der Leipziger Polizei, richtete sich gegen mehrere Personen:
–         Sehnert, Willy,
–         Rauschenbach, Gerth,
–         Rauschenbach, Erich,
–         Pfützner, Arnim und
–         Köhler, Josef.
Im Grunde ging es um illegalen Import von Kfz.-Ersatzteilen, Genussmitteln und Medikamenten aus Westberlin, im Zusammenhang mit devisenrechtlichen Verstößen.
Für die beiden Übersetzer (Mitglieder des Übersetzerkollektivs) Arnim Pfützner und Josef Köhler war die Verbindung zu den drei anderen Beschuldigten der inzwischen verstorbene Wolfgang Höher. Für sie wurde die Ermittlung auch beschränkt auf illegalen Import von Genussmitteln und Medikamenten im Zusammenhang mit devisenrechtlichen Verstößen.
Das Verfahren gegen Josef Köhler wurde aber sofort von den übrigen Ermittlungsverfahren abgetrennt und im weiteren Verlauf von dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bearbeitet.
Dazu:  Schlußbericht VPKA Leipzig Tgb.Nr.: M 3824/59 vom 24.2.1969 Punkt 1.5.)

K Ö H L E R, Josef
geb.am: 18.3.1923, in Fleyh
wohnhaft in Leipzig C 1, Balczakstraße [sic!]17
ohne erlernten Beruf –
zuletzt als Übersetzer tätig gewesen
deutsche Staatsangehörigkeit – verh. – 2 Kinder
kein Vermögen – monatlicher Vierdienst [sic!] ca. 1.800,– DM
nicht vorbestraft
Beschuldigter befindet sich für Ministerium f. Staats-sicherheit in Haft

und Punkt V. besondere Bemerkungen:

Das Verfahren gegen K Ö H L E R wird bei der Dienststelle des MfS mitbearbeitet und zur Anklage gebracht. Wir bitten das Verfahren abzutrennen.

Aus diesen Fakten geht also hervor, dass Josef Köhler von Anfang an durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Haft genommen wurde.

1959 – 1960 Jahreswechsel und Vorschau

Zum Jahreswechsel war Josef Köhler noch inhaftiert. Inzwischen waren auch die Gründe für die Verhaftung bekannt geworden, sie erstreckten sich über den Besitz und Vertrieb von Schriften und Abbildungen mit pornographischem Inhalt bis hin zu subversiver Tätigkeit. Also eine Sammlung von Beschuldigungen, die es ermöglichte ihn in Haft zu behalten, bis etwas Zutreffendes gefunden wurde.

Renate Köhler sollte eigentlich mit den zwei Söhnen zu Hause bleiben, aber durch den Ausfall des Hauptverdieners, sah sie sich gezwungen im Januar eine Stelle als Kindergärtnerin anzunehmen. Beide Söhne konnte sie in den Kindergarten mitnehmen.

Aus dem Übersetzerkollektiv Leipzig wurde nicht der geplante bezirksgeleitete Betrieb, in die bereits angemieteten Räume in der Dr.–Kurt–Fischer-Strasse 52 (heute Pfaffendorfer Strasse) zog die Leipziger Zweigstelle des „Globus–Übersetzungs- und Zeitungs-ausschnittdienst Berlin“ ein. Für die vorhandenen Möbel wurde eine Entschädigung von 900,- Mark durch den damaligen Leiter dieses Betriebes, Egon Schlesinger gezahlt.

Aus dem „Globus–Übersetzungs- und Zeitungsausschnittdienst Berlin“ wurde später der „Intertext-Fremdsprachendienst der Deutschen Demokratischen Republik“, der den Sitz der Leipziger Aussenstelle noch lange in diesen Räumen hatte.

Es sollte noch weit über den Jahreswechsel hinaus dauern, bis Josef Köhler wieder nach Hause kam.

1959 – Das Jahrzehnt geht zu Ende

Die Existenz des Übersetzerkollektives Leipzig ist nicht durch Unterlagen belegt, aber es existiert zumindest die Postkarte eines Mitgliedes, Leo Peter Rudel, vom 27.07.1959 an das damalige Büro in der Wohnung von Josef Köhler.
Ab 01.01.1960 sollte aus dem Übersetzerkollektiv ein bezirksgeleiteter volkseigener Betrieb (VEB) für technische und wissenschaftliche Übersetzungen gegründet werden. Zu diesem Zweck wurden Räume in der Dr. – Kurt – Fischer – Str. in Leipzig angemietet und eine erste Büroausstattung wurde gekauft.
Zum Jahresende sollten die Anstellungsverträge für die Mitarbeiter ausgestellt werden.
Josef Köhler arbeitete als freiberuflicher Übersetzer und Dolmetscher, über einzelne Aufträge im Jahre 1959 ist nichts bekannt, aber die Einkommenssteuererklärung für 1959 zeigt, dass er mit dieser Arbeit auch Geld verdiente.
Im Jahre 1959 ging er auch weiterhin seiner Arbeit bei der Nationalen Front der DDR nach.
So weit waren also die Pläne für die 60er Jahre bis zum 24. Dezember 1959 gediehen.