Ergänzung zu Ruth Langhammer

Nun ist es mir gelungen, mich mit Ruth Langhammer zu treffen. Sie lebt heute in einem Seniorenheim in Leipzig. Ruth Langhammer gründete, mit anderen Künstlern zusammen, nach dem Krieg die Leipziger Spielgemeinde in der sie während ihres gesamten Berufslebens tätig war.
An dieser Stelle nur so viel: Es ist mir gelungen zwei alte Fotos zuzuordnen. Das erste (links) ist das im o.g.  Artikel erwähnte. Mein Vater schrieb an seine Eltern, dass Ruth ihm ein Bild geschickt habe. Dieses Bild zeigt am Rand Einstichspuren, er hatte es also irgendwo aufgenäht. Das zweite zeigt sie in einem Sommerkleid. Dieses Bild lässt sich nicht genau datieren.

1963

Das Jahr 1963 stand für unsere Familie ganz im Zeichen der goldenen Hochzeit unserer Großeltern Anton und Philomena Köhler, die am 9. November ihren Hochzeitstag zum 50. Mal feierten.

Eine große Familienfeier, Gratulationen von Freunden, Verwandten, Kollegen, der Handwerkskammer Leipzig, des Generalvikars des Bistums Bautzen und der Gemeinde St. Trinitatis Leipzig trafen ein und der Probst der Gemeinde ehrte das Paar auch während des Gottesdienstes. Für unsere Familie war dies eine der größten Feiern.

In diesem Jahr wurde mein Vater 40 Jahre alt, auch diese Feier wurde, wenn auch in kleinerem Kreise, begangen.

Ich wurde im September an der Leibniz Oberschule eingeschult, womit gleichzeitig mein Vater seine Tätigkeit im Elternbeirat der Schule begann, die er bis 1973 weiterführte. Mein Bruder und ich feierten das Fest der Erstkommunion.
Beruflich war mein Vater weiterhin als persönlicher Dolmetscher des Leiters des Amtes für Wasserwirtschaft Dipl. Ing. Rochlitzer und des stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Dittel tätig. Auf den Gebieten der Meß- und Regelungstechnik, Elektronik und Datenverarbeitung arbeitete er als Übersetzer und Dolmetscher für Prof. Barwich in Rossendorf, das Institut für Energetik und die DEWAG Berlin. Dienstreisen führten ihn in die UdSSR, die CSSR und nach Ungarn. Er führte auch weiter an der Volkshochschule Leipzig Speziallehrgänge mit der Dauer von zwei Jahren zur Erlangung der Sprachkundigenprüfung in Russisch durch.

Ergänzung

Danke für die Anfragen, die mich im Zusammenhang mit den Artikeln vom 24.12.2009 und 31.12.2009 erreichten. Hier die Indizien, die für meine These von der politisch motivierten Verhaftung sprechen.
Das Ermittlungsverfahren, durchgeführt von der Leipziger Polizei, richtete sich gegen mehrere Personen:
–         Sehnert, Willy,
–         Rauschenbach, Gerth,
–         Rauschenbach, Erich,
–         Pfützner, Arnim und
–         Köhler, Josef.
Im Grunde ging es um illegalen Import von Kfz.-Ersatzteilen, Genussmitteln und Medikamenten aus Westberlin, im Zusammenhang mit devisenrechtlichen Verstößen.
Für die beiden Übersetzer (Mitglieder des Übersetzerkollektivs) Arnim Pfützner und Josef Köhler war die Verbindung zu den drei anderen Beschuldigten der inzwischen verstorbene Wolfgang Höher. Für sie wurde die Ermittlung auch beschränkt auf illegalen Import von Genussmitteln und Medikamenten im Zusammenhang mit devisenrechtlichen Verstößen.
Das Verfahren gegen Josef Köhler wurde aber sofort von den übrigen Ermittlungsverfahren abgetrennt und im weiteren Verlauf von dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bearbeitet.
Dazu:  Schlußbericht VPKA Leipzig Tgb.Nr.: M 3824/59 vom 24.2.1969 Punkt 1.5.)

K Ö H L E R, Josef
geb.am: 18.3.1923, in Fleyh
wohnhaft in Leipzig C 1, Balczakstraße [sic!]17
ohne erlernten Beruf –
zuletzt als Übersetzer tätig gewesen
deutsche Staatsangehörigkeit – verh. – 2 Kinder
kein Vermögen – monatlicher Vierdienst [sic!] ca. 1.800,– DM
nicht vorbestraft
Beschuldigter befindet sich für Ministerium f. Staats-sicherheit in Haft

und Punkt V. besondere Bemerkungen:

Das Verfahren gegen K Ö H L E R wird bei der Dienststelle des MfS mitbearbeitet und zur Anklage gebracht. Wir bitten das Verfahren abzutrennen.

Aus diesen Fakten geht also hervor, dass Josef Köhler von Anfang an durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Haft genommen wurde.